Alles rund um Factoring!

In diesem Artikel lernen Sie u.a. die Vor- und Nachteile von Factoring als Finanzierungslösung kennen. Wir erklären Ihnen auch für wen sich Factoring eignet und welche Dinge es zu beachten gibt.


Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist Factoring?
  2. Wie funktioniert Factoring?
  3. Welche Arten von Factoring gibt es?
  4. Für wen eignet sich die Finanzierung durch Factoring?
  5. Welche Dokumente werden benötigt?
  6. Welche Vor- und Nachteile gibt es?
  7. Provisionszahlung
  8. Welche Alternativen gibt es zum Factoring?


Was ist Factoring?

Factoring beschreibt grundsätzlich die Abtretung von Forderungen des Gläubigers an einen externen Dienstleister. In diesem Prozess tritt der bisherige Gläubiger (Factoringkunde) seine Forderungen gegenüber seinen Kunden an den neuen Gläubiger (Factor) ab.

Wie funktioniert Factoring?

Grundsätzlich läuft der Prozess hin zu einer Factoringfinanzierung wie folgt ab:

  1. Der Factoringkunde liefert wie mit dem Abnehmer vereinbart die Waren bzw. die Dienstleistung.
  2. Die nun entstandene Forderung aus Lieferung und Leistung (LuL) wird an den Factor verkauft. Damit geht das Risiko der Forderung auf den Factor über. 
  3. Der Factor leistet die Zahlung in Höhe des Forderungsbetrags, abzüglich seiner Servicegebühr.
    Zu diesem Zeitpunkt besitzt das produzierende Unternehmen frische und schnelle Liquidität aus dem Verkauf der Forderung. Gleichzeitig trägt es kein weiteres Risiko durch die ursprüngliche Forderung. 
  4. Der Factor macht seinen Anspruch an die Forderung gegenüber dem Abnehmer geltend und treibt die ausstehende Summe ein. Bei der stillen Factoring Variante tritt der Factor gegenüber den Debitoren nicht in Erscheinung.
  5. Im letzten Schritt begleicht der Abnehmer der Waren seine Verbindlichkeiten gegenüber dem Factor.

Der Prozess kann jedoch je nach Größenordnung der Forderungen, Branche und wirtschaftlicher Lage individuell abweichen. Aus diesem Grund steht Ihnen jederzeit ein erfahrener Berater von FinCompare zur Seite!

Welche Arten von Factoring gibt es?

Ähnlich wie bei Krediten, gibt es auch bei Factoring verschiedene Lösungen, um Ihren Kunden die jeweils beste Finanzierung zu ermöglichen.

(i) Offenes und stilles Factoring

Im Falle des offenen Factoring wird der Debitor (der Abnehmer der Waren und/oder Dienstleistung) über den Factoringvorgang in Kenntnis gesetzt. Es wird ihm eröffnet, dass die ihm gegenüber bestehende Forderung verkauft und von einem dritten Unternehmen eingetrieben wird.

Beim stillen Factoring hingegen, wird diese Information nicht geteilt. Dies findet i.d.R. nur in Branchen Anwendung, in welchen Factoring nicht gestattet bzw. nicht gerne gesehen ist. Dazu zählen unter anderem die Automobilindustrie und teilweise der Lebensmitteleinzelhandel. 

(ii) Full Service und Inhouse Factoring

Beim Full Service Factoring übernimmt der Factor das Debitorenmanagement und das Mahnwesen. Im Gegensatz dazu, kann beim Inhouse Factoring das Debitorenmanagement weiterhin bei dem Factoringkunden treuhänderisch fortgeführt werden. Dies ist jedoch mit einigen administrativen Auflagen verbunden - etwa eine Vertretungsregelung in der Buchhaltung - weshalb die Inhouse Lösung meist nur bei großen Unternehmen Anwendung findet.

(iii) Ausschnittsfactoring

Generell werden alle aktuell bestehenden Forderungen an einen Factor verkauft. Eine Ausnahme bildet das Ausschnittsfactoring, bei welchem spezielle Debitoren oder Rechnungsgrößen ausgeschlossen werden.

Dem Unternehmen, welches seine Forderungen verkauft, bietet diese Variante den Vorteil einen bedarfsgerechten Liquiditätszufluss zu erhalten.

Diese Art des Factoring stellt aber eher eine Ausnahme dar. Im Regelfall werden sämtliche bestehende Forderungen an den Factor abgetreten.

(iv) Reverse Factoring

Reverse Factoring bezeichnet den Verkauf von Verbindlichkeiten gegenüber einem Lieferanten und bildet damit das Gegenstück zum klassischen Factoring, bei welchem Forderungen verkauft werden.

Dabei übernimmt der Factor kurzfristig die Begleichung der Schuld/der Verbindlichkeit. Diese wird später vom Abnehmer an den Factor zurückgezahlt.

Jedoch wird Reverse Factoring kaum mehr durchgeführt. Ein geeigneteres Produkt ist in diesem Fall die Einkaufsfinanzierung. Um mehr über dieses Finanzprodukt zu erfahren, schauen Sie im Artikel “Alles rund um Einkaufsfinanzierung” nach!

Für wen eignet sich die Finanzierung durch Factoring?

Prinzipiell eignet sich Factoring für Produktions- und Handelsunternehmen, welche Waren oder Materialien herstellen, verarbeiten und vertreiben und dabei hohe ausstehende Forderungen, lange Zahlungsziele oder mangelnde Liquidität haben. Aber auch viele Unternehmen mit bester Bonität nutzen Factoring!

Branchen sind beispielsweise:

  • Logistik
  • E-Commerce
  • Produktion
  • Handwerk
  • Handel
  • Fahrzeugbau
  • IT-Dienstleister
  • Personaldienstleistung

Indikatoren für die Verwendung von Factoring sind

  • Lange Zahlungsziele bei kurzfristigem Liquiditätsbedarf
  • Ein hoher Forderungsbestand
  • Mangelnde Liquidität
  • Hohe Fremdkapitalquote
  • Zu hohe Belastung des internen Debitorenmanagement

Relevante Kennzahlen zur Feststellung, ob Factoring grundsätzlich geeignet ist, sind

  • Das Forderungsvolumen - sollte größer 25.000€ sein
  • Die Lieferung/Leistung ist vollständig erbracht
  • Forderungen aus LuL im Verhältnis zu Umsatz und Bilanzsumme
  • Vereinbarte Zahlungsziele sind länger als 14 Tage

Welche Dokumente werden benötigt? 

Um über unsere Plattform ein für die Kundenbedürfnisse zugeschnittenes Angebot zu erstellen, benötigt man folgende Dokumente

  • Die beiden vergangenen Jahresabschlüsse inkl. Vorjahresvergleich
  • Aktuelle betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) mit Summen- und Saldenliste (SuSa)
  • Bankenspiegel
  • Aktuelle offene Posten Liste der Debitoren und Kreditoren, mit Fälligkeiten 
  • Mustervorgang (optional)

Anschließend erhält das Factoringinstitut den Antrag. Deren Prüfung und Abgabe eines Angebots nimmt i.d.R. 2-6 Werktage in Anspruch. Das Factoringinstitut sucht anschließend das Gespräch mit dem Kunden. Die folgenden vertraglichen Vereinbarungen und die Abwicklung erfolgt wiederum nach ca. 14 Tagen. 

Welche Vor- und Nachteile hat Factoring?

Vorteile:

  • Verbesserte Eigenkapitalquote
    Durch das Factoring entstehen keine weiteren Verbindlichkeiten. Stattdessen wird  die Eigenkapitalquote erhöht.
  • Verbesserte Bonität
    Die Steigerung der Eigenkapitalquote verbessert die Bonität des Unternehmens (für eine detaillierte Erläuterung der Bonität siehe Alles rund um Kredite).
  • Cashflow
    Mit der frischen Liquidität können eventuelle Verbindlichkeiten beglichen und neue Investitionen getätigt werden.
  • Entlastung von Kapazitäten
    Das interne Debitorenmanagement wird entlastet und das Unternehmen erhält Schutz vor eventuellen Zahlungsausfällen seitens der Abnehmer, da das Risiko vom Factor übernommen wird.
  • Skonti & Rabatte
    Das Unternehmen kann von Skontierungs-, Rabatt- und Bonimöglichkeiten profitieren.
  • Unabhängigkeit
    Das Unternehmen macht sich unabhängiger von Banken und schont Kreditlinien.
  • Flexibilität
    Einmal aufgesetzt lässt sich eine nachträgliche Erhöhung der Factoringlinie einfach und schnell umsetzen, einfacher als bei einem Kontokorrentkredit (siehe Alles rund um Kredite). Zudem werden bei Erhöhung der Factoringlinie keine weiteren Bereitstellungsgebühren fällig.

Nachteile:

  • Konditionen
    Generell werden Factoringlösungen nur zu höheren Kosten angeboten, als langfristige Kredite (was ein langfristiger Kredit ist, erfahren sie im Kurs "Alles rund um Kredite")
  • Umfang
    Auch werden nur selten einzelne Forderungen von Factoringunternehmen abgekauft. Stattdessen verkauft ein Unternehmen seinen kompletten Bestand an Forderungen, wovon jedoch einzelne aufgrund z.B. zu schlechter Bonität des Kunden ausgeschlossen werden können. 
  • Mindestanforderungen
    Leistungen, für welche eine Forderung gestellt wurde, müssen bereits erbracht sein, um sie an einen Factor zu verkaufen.

Provisionszahlung

Der Provisionsanspruch entsteht, sofern der Kunde die genehmigte Finanzierungslinie
erstmalig in Anspruch genommen hat. Bei diesen Abschlüssen ist die Zahlung der Provision
seitens des Finanzierers immer eine aufschiebende Bedingung für die Provisionsauszahlung
an den Partner bzw. für die Anrechnung auf die Schwellen für die Erreichung der
Superprovision.


Welche Alternativen gibt es zum Factoring?

(i) Firmenleasing

Die Anschaffung von Betriebsanlagen (etwa Maschinen) ist häufig mit sehr hohen Kosten verbunden, welche ein Unternehmen nicht sofort leisten kann. Im Firmenleasing erwerben Dritte die Betriebsanlagen und stellen diese zu günstigen Leasingraten dem Unternehmen zur Verfügung. Letztere profitieren dabei von niedrigen monatlichen Zahlungen und steuerlichen Vorteilen. Näheres zu Leasing finden Sie in einem weiteren Kurs, speziell zu diesem Thema.

FinCompare ermöglicht Firmenleasing und profitiert dabei von seinem großen Netzwerk an Leasingpartnern.

 

(ii) Einkaufsfinanzierung
Bei der Einkaufsfinanzierung zahlt ein Zwischenhändler (Einkaufsfinanzierer / Finetrader) die Rechnungen der Lieferanten und nutzt Skonti und Rabatte zum Vorteil des Kunden. Der Kunde profitiert wiederum von verlängerten Zahlungszielen an den Zwischenhändler, kann die Produkte jedoch in vollem Umfang (zur Produktion oder dem Weiterverkauf) nutzen. Mehr dazu finden Sie in einem weiteren Kurs.

 

(iii) Lagerfinanzierung
Bei der Lagerfinanzierung erhalten Unternehmen einen Kredit auf Basis des Wertes Ihres Warenlagers. Dies eignet sich besonders für Unternehmen mit großen Lagerbeständen und dem Wunsch nach schneller, frischer Liquidität. Mehr dazu finden Sie in einem weiteren Kurs zum Thema Einkaufsfinanzierung